Die Wassermannsage

In der Nähe des Leopoldsteinersees, gleich neben der Bundesstraße, die von Eisenerz nach
Hieflau führt, befindet sich ein kleiner Wassertümpel, die “Schwarze Lacken”. Dort sahen die
Leute vor vielen hundert Jahren öfter einen Wassermann. Gewöhnlich war er in der Grotte
hinter dem Tümpel, zuweilen stieg er an warmen Tagen ans Ufer, um sich zu sonnen.
Damals glaubte man, dass so ein Wassermann große Schätze besitze. Aus diesem Grund wollten
ihn die Leute fangen. Er war aber sehr scheu und glatt wie ein Fisch, mit bloßen Händen
daher nicht zu halten. Also griffen die Leute zu einer List.
Eines Morgens, es war ein warmer, sonniger Tag, stellen sie Braten und Wein ans Ufer und
legten Kleidungsstücke dazu, die sie vorher innen mit Pech bestrichen hatten. Dann versteckten sie
sich und warteten. Nach einer Weile kam der Wassermann tatsächlich aus der Grotte heraus
und besah neugierig die Sachen. Schließlich griff er gierig nach dem Braten und trank den
Wein aus. Dann zog er die Kleider an, tanzte eine Weile herum und legte sich nieder. Der
Wein übte seine Wirkung aus, und der Wassermann schlief fest ein.
Als dies die Leute sahen, stürzten sie sich auf den Schlafenden und fesselten ihn. Er wachte
auf, wehrte sich mit aller Macht, aber es half nichts. Sie führten in taleinwärts und waren
schon zu der Stelle gekommen, wo man zum ersten Mal den Erzberg erblickt. Hier wollte der
Wassermann nicht mehr weiter. Er tobte, jammerte und schrie und versprach schließlich für
seine Freilassung große Schätze. Das hörten die Leute gerne und fragten gleich: “Was willst
du uns geben?”

Und der Wassermann sprach:

“Nun wählet schnell auf dieser Stell’!
Ein gold’ner Fuß bald schwinden muss.
Ein silbernes Herz, die Zeit verzehrt’s.
Ein Eiserner Hut, für immer gut.
Erwägt es klug, dann habt genug!”

“Den Eisernen Hut wollen wir haben”, riefen die Leute. Nun zeigte der Wassermann auf den Erzberg und sprach: “Seht, dort steht er: dieser Berg wird euch Eisen für immer geben! –
Jetzt aber führt mich zurück in meine Grotte!”

Das Versprechen des Wassermannes – “…Eisen auf immerdar…” – hätte sich sicherlich bewahrheitet,
wenn der Erzabbau mit Schlegel und Eisen auch heute noch angewandt würde. Er konnte auf keinen Fall wissen, dass die Bergbautechnik so rasch voranschreiten könne. Wenn man es noch genauer nehmen würde, hat der Wassermann trotzdem nicht gelogen. Erze mit weniger als 22 % Eisengehalt werden auf den Halden im Gsoll abgestürzt, und diese werden uns wohl auch nach der endgültigen Einstellung des Abbaues erhalten bleiben.

The Aquarius Saga

Near the Leopoldsteinersee lake, right next to the main road leading from Eisenerz to Hieflau, there is a small pond of water, called "Schwarze Lacken".  Many hundreds of years ago people often saw a water sprite there. Usually, he was in the grotto but sometimes, on warm days, he climbed up onto the bank to sun himself.

At that time, people believed that such a water sprite possessed great treasures. For this reason people wanted to catch him. But he was very shy and slippery like a fish, so he could not be held with bare hands.  Therefore, the people resorted to a ruse.

One morning, it was a warm, sunny day, they put roast meat and wine on the bank, together with clothes, which they had previously coated with pitch. Then they hid and waited. After a while, the water sprite did indeed come out of the grotto and looked curiously at the things. Finally, he greedily grabbed the roast and drank the wine. Then he put on the clothes, danced around for a while and lay down. The wine took effect and the water sprite fell fast asleep.

When the people saw this, they pounced on the sleeping man and tied him up. He woke up and struggled with all his might, but it was no use. They led him into the valley and had already come to the place where the Erzberg can be seen for the first time. Here the water sprite did not want to go any further. He raged, moaned and screamed and finally promised great treasures for his release. The people were happy to hear this and immediately asked: "What will you give us?"

And the water sprite said:

"Now choose quickly here and now!

A golden foot must soon vanish.

A silver heart, time consumes it.

An iron hat, it will last forever.

Consider wisely, and you shall have enough."

"We want the iron hat," the people shouted. Then the water sprite pointed to the ore mountain and said: "Look, there it lies: This mountain will give you iron forever! - –

But now lead me back to my cave!"

The promise of the water sprite - "...iron forever..." - would certainly have come true if ore mining with mallets and iron was still done today.  There is no way he could have known that mining technology would advance so rapidly. If one were to be even more precise, the Aquarius was nevertheless not lying. Ores with less than 22% iron content are dumped on the heaps in Gsoll, and these will probably remain with us even after mining has finally ceased.